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PETZL RopeTrip 2016 – Deutscher Vorausscheid in Ahlen

Am dritten Januarwochenende (15.- 17.01.2016) fand im BigWall-Kletterzentrum in Ahlen zum ersten Mal der deutsche Vorausscheid des PETZL RopeTrip statt. Sieben deutsche Teams stellten sich interessanten und anspruchsvollen Aufgaben. Als Gäste waren die „Arboristes“ aus der Schweiz am Start. Diese hatten sich bei den „Swiss Series“ im November 2015 bereits für das große Event in Salt Lake City qualifiziert. Training unter Wettkampfbedingung hieß für dieses Team die Devise.

    Bitte anklicken, um alle Fotos vom Petzl Ropetrip 2016 zu sehen. (Fotos: Tom Nickel)

Nach der Anreise am Freitag stand erst der obligatorische Gearcheck an. Anschließend begann das Briefing der Teams an den einzelnen Stationen. Der Veranstalter PETZL hatte sich als Verstärkung den FISAT mit ins Boot geholt: Die FISAT-Zertifizierer waren am Aufbau beteiligt und fungierten während der Veranstaltung als Schiedsrichter. Nach Tagen des Aufbauens, Tüftelns und Ausprobierens gaben die ersten Reaktionen dem gesamten Team Recht: Es hatte anspruchsvolle und fordernde Aufgaben geschaffen.

Ein RopeTrip-Team besteht aus drei Teilnehmern sowie einer Ersatzperson, falls gewünscht. Jedes Teammitglied musste eine Einzelstation bewältigen und als Team gab es dann noch zwei Aufgaben on top. Letztendlich kam es also darauf an, die individuellen Stärken eines jeden Teammitglieds am besten einzusetzen.

Station eins – „ACCESS“: Hier mussten die Teilnehmer ca. 2,5 Meter aufsteigen, um sich dann über eine schräg aufwärts ziehende Punkt-zu-Punkt Traverse hinaufzuarbeiten. Es folgte ein Wechsel in eine vertikale Seilstrecke, an deren Ende die Starter in einen „Loop“ wechseln mussten. Von dort ging es am Trägerwerk als Traverse zu einer horizontalen Seilbahn, über diese zurück an die Kletterwand und nach kurzer Abteilstrecke wieder die Punkt-zu-Punkt Traverse hinab.

Station zwei – „WORK“: Hier galt es, einen mit Wasser gefüllten Eimer vertikal am Gurt nach oben mitzunehmen. Nach einem kleinen „Loop“ musste über ein Gegengewichtssystem eine neue Seilstrecke nach oben gezogen werden. Anschließend wurde eine Traverse bewältigt und über eine vertikale Seilstrecke abgeseilt. Etwa fünf Meter über dem Boden musste mit möglichst wenig des kostbaren Nasses ein weiterer Eimer soweit gefüllt werden, bis dieser als Gegengewicht zwei aufgeschossene Seile nach oben zog. Diese mussten mit einem abziehbaren System eingebaut werden, an dem bis auf den Boden abgeseilt werden konnte. Die Menge des noch im Eimer befindlichen Wassers wurde umgerechnet und von der benötigten Gesamtzeit abgezogen.

Station drei, der Klassiker – „SPEED“: Da muss nicht viel gesagt werden. Schnell rauf und noch schneller wieder runter. 18 Höhenmeter galt es sicher zu überwinden.

Dann folgten noch die beiden Team-Aufgaben. An einer Station musste ein 140 Kilogramm schweres Gewicht durch den Raum bewegt werden. Das Team hing an drei unterschiedlichen vertikalen Trägern und musste Bälle kontrolliert von unterschiedlichen Podesten bugsieren, natürlich ohne diese umzustoßen, und zu guter Letzt eine Schießscheibe lochen.
 
An der fünften Station „RESCUE“ mussten die Teams in einen beengten und vernebelten Raum abseilen, dort eine Trage, bestückt mit einem 100 kg Dummy, an Ihren Seilaufbau hängen und Retter sowie Patienten durch eine gullideckelgroße Luke nach oben bringen.

Der Samstag startete mit einem großartigen Frühstück in der Lohnhalle der alten Zeche und dann ging es endlich los. An allen Stationen wurde geklettert, gezogen, teilweise geflucht und gelitten. Einmal mehr zeigte sich, dass sich all die Mühen der Organisatoren und der FISAT-Zertifizierer gelohnt hatten.
Wichtiges Fazit des Samstags: Höhenarbeiter sind nicht automatisch Höhenretter und Höhenretter nicht zwangsläufig Seilzugangstechniker. Es gab diverse unterschiedliche Herangehensweisen und Techniken zu bewundern. Der PETZL RopeTrip brachte verschiedene Sparten der Seiltechnik zusammen und gab Ihnen die Chance sich zu messen. Nach einem gemeinsamen Abendessen endete der Abend in Diskussionen und Gesprächen.

Der Sonntag stand dann im Zeichen des großen Finales. Zwei Teams kämpften um das Ticket in die USA. Bevor der Showdown begann, traten noch die Plätze 3 bis 6 in einem Speed-Staffel-Rennen gegeneinander an.

Höhepunkt der Veranstaltung war das Finale. Hier musste das Team „Seilarbeit Bär“, unterstützt durch Marek Proba, gegen das „Trainer Kollektiv Rope & Rescue“ unterstützt durch Sven Drangeid eine sehr komplexe Aufgabe bewältigen. Am Anschlagpunkt der Speed-Strecke ein Banner abholen, während die beiden anderen Teammitglieder zur Deckenkonstruktion aufstiegen und an dieser zu vorgegebenen Hängepunkten traversierten. Im nächsten Schritt musste das Banner sowie das dritte Teammitglied unter die Hallendecke gezogen und das Banner anschließend horizontal in der Deckenkonstruktion montiert werden. Die Zeit wurde erst gestoppt, nachdem alle Teammitglieder und sämtliches Arbeitsmaterial wieder in einem vorgegebenen Bereich auf dem Boden waren.

Der Sieg ging an das „Trainer Kollektiv Rope & Rescue“, welches somit Deutschland im April in Salt Lake City vertreten wird.

An dieser Stelle sei dem besonderen Bemühen des BigWall-Kletterzentrums gedankt. Die Mannschaft des Industriekletter-Teams half, wo sie nur konnte. Ein weiterer Dank geht an die Firma PETZL für das Vertrauen in die Zertifizierer des FISAT sowie das großartige Catering.

Es wäre schön, wenn sich eine solche Veranstaltung in Deutschland etablieren könnte. Der Austausch und der Spaß an der Lösung der kniffligen Aufgaben war einfach nicht zu toppen.

   Tom Nickel